Der Schusterfrosch

 

Es war einmal ein Frosch, der wollte unbedingt Schuster werden und die herrlichsten und raffiniertesten Schuhe machen. Also erlernte er alles, was für das Handwerk notwendig war und begann, die schönsten Schuhe herzustellen. Er hatte sich für seinen Leisten seine eigenen Füße zum Muster genommen und so waren alle seine Schuhe dreieckig. Und damit alle sehen konnten, was für ein Talent er hatte, nahm er alle sein Geld und schusterte davon die 100 herrlichsten Schuhe, die die Welt je gesehen hatte.

Die Frösche um ihn herum aber sagten: „Wozu brauchen wir Schuhe! Wir schwimmen doch den ganzen Tag im Wasser herum… Hier bei uns wirst Du Deine Ware nicht los!“

Da machte sich der Frosch auf in die Welt zu den Menschen, von denen er gehört hatte, dass sie mehr Verstand hatten und hoffte, dass diese seine Meisterschuhe zu schätzen wüssten.

Die Menschen fanden auch seine Schuhe wunderschön und bewunderten seine Kunstfertigkeit – allein sie sprachen: „Aber lieber Meister Frosch – was sollen wir mit dreieckigen Schuhen! Sieh doch: unsere Füße sind ganz anders geformt – hier bei uns wirst Du Deine Ware nicht los!“

Da senkte der Frosch traurig den Kopf und wanderte betrübt weiter, aber wo er auch hin kam, hörte er das selbe.

Schließlich gelangte er zu einem einsamen Hof, und er dachte: „Einen letzten Versuch mache ich noch, bevor ich mich in die Gosse setze und verhungere!“ Und er klopfte dort an der Tür und fragte an, ob nicht jemand seine Schuhe kaufen wolle.

„Nein, Meister Frosch“, sprach der Herr des Hauses, „auch wir hier können keine dreieckigen Schuhe gebrauchen – aber dort hinten auf der Wiese am Waldesrand, da steht einer, dem könnten Deine dreieckigen Schuhe gefallen – jedoch ich glaube nicht, dass Du DEN fragen möchtest!“

„Aber doch natürlich!“ rief der Frosch, „Zeigt mir nur den Weg! Endlich habe ich den gefunden, der mein Schicksal wenden wird!“

Und er lief vor Freude den Weg entlang, den ihm der Gutsherr beschrieben hatte, über die Felder und Wiesen und bis zur sumpfigen Heide am Waldesrand und dort stand der Storch.

Verehrter Storch!“ rief der Frosch – „ihr seid genau der Richtige! Ihr habt so herrliche dreieckige Füße und ich habe wunderschöne dreieckige Schuhe zu verkaufen – wahre Meisterwerke! Seht Euch meine Waren an!“

Und der Storch besah sich des Schusterfrosches Waren und sagte: „Wahrlich Meister Frosch – ihr seid ein Meister Eures Fachs und Eure Schuhe gefallen mir ganz außerordentlich! Aber noch viel besser gefallt IHR mir!“

 

Und sprach’s und fraß den Frosch.

 

Die 100 Schuhe aber blieben liegen, denn, so schön sie auch waren – was sollte denn am Ende ein Storch mit Schuhen anfangen.