Die unmögliche Enzyklopädie extra: Freundschaft

"Vivremo insiem e morremo insiem"

Konzeptidee

„Macht was zum Thema Freundschaft bei unserer Enzyklopädie extra. Opernszenen. Freundschaftsduette – kleine Szenen.“

 

Freunschaft. Don Carlo und Posa. Was ist Freundschaft? – ein weites Feld.

Freundschaft bis in den Tod – was heißt das eigentlich…

In der Oper wirkt vieles so heldenhaft, so überhöht… wie sieht das in der Realität aus: Zwei Menschen werden miteinander alt, sitzen im Altersheim, armselig, Satt-und-sauber-Pflege. Viel Freude hat man nicht, aber man spielt gemeinsam Schach. Das haben sie schon immer gemacht: gemeinsam Schach gespielt. Damals schon, mit 18, als sie sich im Schachclub kennen gelernt haben, damals anno 1920, bevor der Krieg kam und man gemeinsam so viel Grausames und Heldenhaftes erlebt hat – und jetzt, wo alle Heldenhaftigkeit vorbei ist, wo die Gesellschaft einen nicht mehr brauchen kann und nichts mehr von einem will, sitzt man da, im Heim, aber man hat immer noch den anderen und man spielt Schach, wie damals, wie immer, gemeinsam. Und man hört dabei Don Carlos. Die gemeinsame Liebe zur Oper – und gerade dieses Duett… das sind wir! Weißt Du noch?

Und wie immer: der eine versucht den anderen zu übervorteilen, das war auch schon immer so, Kameradschaft und Konkurrenz, das lag immer ganz nah beieinander.

Der alte Kampfgeist flackert wieder auf: Gehen kann ich zwar allein nicht mehr, aber mit meiner Krücke mach ich Dich immer noch platt! Keinen Deut weich ich zurück, wenn ich im Recht bin! Geh nur her, Dir werd’ ich’s zeigen! I pack di und na fliag i di!

Der eine bricht zusammen – der Wille zum Aufbäumen ist zwar da, aber das Herz spielt nicht mehr mit. Panische Angst des Freundes: Oh mein Gott! So war das doch nicht gemeint! Was ist schon das Gewinnen eines blöden Schachspiels, gegen den Freund! Den alten Kamerad! Stirb mir nicht, nicht jetzt, nicht so!

Auf den Schrecken folgt die Selbstironie: Mei, mir zwei, sind wir nicht zwei Deppen! Aber a des war scho oiwei so…

Na gut. Auf ein Neues – geh her, I heb di auf.

Wieder von vorn, Figuren wieder aufstellen, nach dem Spiel ist vor dem Spiel, fang ma’s wieder an.

Und natürlich läuft es wieder genauso wie vorher. Es ist immer das gleiche Spiel, immer derselbe Streit, immer die Versöhnung danach, der immer gleiche Rivale aber auch der stets treue Freund selbst angesichts des Todes. Ist es nun monoton und grauenvoll? Oder ist es das Mysterium der Freunschaft? Ist doch egal. Denn wenn man sich in der Abwärtsspirale des Lebens befindet ist doch eines tröstlich: man ist nicht allein, man hat den Freund.